1. Etage Hochzeitssaal
Bis 1867 war hier der Saal für das Zivil- und Schöffengericht.
12 Sitzplätze bestanden für die Schöffen,
2 Plätze für die beiden Bürgermeister,
weitere Plätze für Stadtdirektor und
Vorsteher der Sicherheitskräfte (heute
etwa Polizeipräsident )
Gegenüber in den oberen Bänken saßen
Prozessbevollmächtigte, Anwälte, Zeugen
und sonstige Personen.
Die Angeklagten hatten auf den einfachen
Bänken vor den Fenstern Platz zu nehmen.
Zur damaligen Zeit waren 2 Bürgermeister im Amt – sh.oben - welche sich in Übereinstimmung miteinander auch zeremonielle Aufgaben teilten.
Nach 1867 wurde der Saal als Hochzeitssaal zur Vollziehung der standesamtlichen Trauung genutzt.
Im Jahre 1775 hat man den Saal wie folgt modernisiert:
Die alten feststehenden Landhausfenster wurden durch neue Schiebefenster gleichen Stils ersetzt, sowie Decken und Wände mit Stuckwerk durch Pieter Bossi im Stil Ludwig des XV versehen.
Der heutige Hochzeitssaal wurde mit einer doppelten Tür mit dem Treppenhaus verbunden. Hierzu mussten einige Treppensteine der Wendeltreppe schmaler und kürzer gemacht werden.
Der Boden des Saales bekam Schieferfliesen.
An der Wand hängen Bilder von Mitgliedern einiger Patrizierfamilien aus Zierikzee. Hierzu sh. die Hinweise am Türrahmen zwischen Hochzeitssaal und Ratssaal.
In der Ecke neben dem Durchgang zum Ratssaal befindet sich ein Eckschrank aus Eichenholz mit dem geschnitzten Stadtwappen.
Diese befand sich über der Fleischhalle unter dem Turm.
Auch die schweren Deckenbalken tragen den Turm des Stadthauses mit, und sind darum mit starken Eckstützen versehen.
Die Schornsteinverkleidung besteht im Stil Ludwig des XV, und man sieht darüber ein Gemälde von M. J. Geraerts, eine „Grisaille“, so genannt, wegen der Maltechnik in verschiedenen Graustufen. Hierdurch wurde die dreidimensionale Wirkung hervorgehoben.
Über dem Schornstein sieht man zur sinnbildhaften Darstellung eine Allegorie, um die „Schatzmeister“ bzw. Stadtkämmerer daran zu erinnern, dass Sparsamkeit und Umsicht bei ihren Amtsgeschäften oberste Tugend sind.
Es wird hier eine betagte Frau dargestellt, welche in der rechten Hand einen Zirkel und in der linken Hand einen gut gefüllten und zugebundenen Geldbeutel hält. Der Zirkel weist auf den begrenzten Umfang der begrenzten Finanzmittel hin. Dies galt damals wie heute.
Die auf einem Band geschriebenen Worte „in melius servat“ bedeuten „sie spart es für Besseres“. Diese Worte erklären auch voll und ganz die Bedeutung des geschlossenen Geldbeutels.
Besonders zu beachten ist hier die Bleiverglasung:
Es handelt sich um ein Geschenk anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Versicherungsgesellschaft „ Zeeuwse Waarborg-maatschappij van 1824 “ zur Befreiung im Jahre 1945.
Gezeigt wird, wie nach Kriegsende das Wasser aus den Gebieten Schouwen – Duivelands gepumpt wurde. Durch die von der Be-satzungsmacht verursachten Deichdurchbrüche war das Land in weiten Teilen überflutet.
Bürgermeisterzimmer
Im Laufe der Zeit wurde das Rathaus vergrößert. 1661 schuf man einen vornehmen Salon, und von der ursprünglichen Einrichtung sind heute noch vorhanden:
1. Ein monumentaler Tisch,
2. ein außergewöhnlicher zeeländischer Eichenschrank,
Im Jahre 1673 wurde dieser Raum mit einer aus Holz hergestellten Schonsteinverkleidung verschönert. Darauf wurden die Wappen vom König-Stadthalter Willem III, und die Wappen von Zeeland, Zierikzee, Brouwershaven, Duiveland und der Handwerksgilden Beoosten-Schelde aufgemalt.
An der Wand hängen Bilder von Hieronymus de Hybert und seiner Frau Jacoba van Lochteren.
Dieser bestand als Versammlungssaal der Stadt Zierikzee.
Auch nach dem Umbau in den Jahren 1775 bis 1779 wurden die Sitzplätze für die Ratsherren entlang der Wände beibehalten, und eine Vertäfelung und Stuckdecke im Rokoko - Stil angebracht.
Die doppelte Tür des Raumes läßt gut erkennen, daß die Gespräche der Ratsherren unter großer Geheimhaltung geführt wurden.
Die beiden Bürgermeister saßen gemeinsam an einem Tisch, und die 24 Ratsmitglieder saßen –wie beschrieben – entlang der Wand. Die Stadtdirektoren hingegen saßen in der Ecke an einem Schreibtisch.
Der Tisch mit seinen Stühlen wurde durch den Gemeinderat der Stadt Zierikzee ab dem Jahre 1815 benutzt.
Dem Eingang gegenüber hat man einen Kamin gebaut. Hierüber hing damals ein Triptychon als Aufklappbild, welches das letzte
Urteil darstellte. Dieses Werk stammte aus der St.Lievens Monster-kirche zu Zierikzee. Nachbildungen der Seitenteile befinden sich in der 2.Etage.
Die schon anderenorts beschriebenen „Grisailles“ wurden von Martinus Josephus Geeraerts aus Antwerpen gemalt. Die Art dieser Malerei basiert auf Zusammenstellung verschiedener grauer Farbtöne.
Minerva befindet sich oberhalb des Kamins und ist das Symbol der Regierung der „Republik der sieben vereinigten Niederlanden“. Sie wird begleitet von vier Tugenden, welche durch Putten (engelartige Kinderfiguren) dargestellt sind. Einerseits bezeichnen sie Rechtschaffenheit, Kraft, Mäßigung und Vorsicht; auf der anderen Seite Vertrauen in die Zukunft, sowie Reichtum in allen positiven Sinnen.
Über der Tür sieht man die wichtigen Handelszweige von Zierikzee:
Fischerei Becken mit großem Fisch
Landbau Sense und Korb mit Feldfrüchten und Korn
Salzgewinnung mit Salzfass
Handel Abbildung mit Mercatorhelm
Austern und Krustentierhandel mit Krebs
Farbstoffgewinnung mit Anbau von Meekrap-Pflanzen
(Basis für Färberröte)
Übersetzung der Türinformationen auf Anfrage der
Gemeindeverwaltung / Archief
C / Kerkwerve-Natuur 1999